Gummibären, Engeln und „Rettung“ aus dem All: Interview mit David Sterry (Real Life)

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Anfang der Achtziger Jahre ging der Song „Send Me An Angel“ der australischen New Wave / Synth Pop Band Real Life“ um die Welt. Dieser Song, aber auch nachfolgende Hits wie „Catch me I´m falling“ haben sich Kindern der Achtziger unvergesslich eingebrannt und laufen bis heute konstant in unseren Radios. Nachdem David Sterry mit seiner Band 2019 schon für Furore auf einem Achtziger Festival in Bochum sorgte, kam er nun, ein knappes Jahr später, auf eine kleine feine „Send Me An Angel“-Tour durch Deutschland zurück. Und eine neue CD hatte er dabei auch noch im Gepäck! Noch mehr Gründe für ein kleines feines Interview braucht es ja wohl nicht!

Wer das Interview im Original lesen möchte: David Sterry Interview (English Version)

SiN: Hey David, vielen Dank für eine fantastische Show in Bochum! Offensichtlich hast du sie auch sehr genossen. Es war sehr nah am Publikum, du liebst diese intensive Interaktion mit deinen Fans?

David: Ja, wir hatten eine tolle Zeit in Bochum. Das Publikum war großartig und sehr emotional. Und auch wenn es nur eine kleine Zuschauerschar war, es war eine Show, die ich nicht vergessen werde. Ich hatte das Gefühl, wir sind alles Freunde und glücklich zusammen. Die Reaktion in Frankfurt war die Gleiche. Eine großartige Nacht!

SiN: Ich habe Dein großes Faible für Gummibärchen und Currywurst mitbekommen. Konntest Du Zeit finden für diese „kleinen Leidenschaften“ ;)? Gibt es da noch weitere, die ich kennen sollte?

David: Ja, ich würde bombardiert mit Gummibärchen und fand eine tolle Currywurst an dm Bahnhof in Frankfurt. Das Einzige, was mir entkam, sind Bratkartoffeln. Ich glaube Deutschland wird mir zu gesund.

SiN: Wie der Tourtitel impliziert, lag der Tour-Fokus auf alten Real Life Hits. Ich schätze mal, überall auf der Welt lieben es die Leute, „Send Me An Angel“ zu hören. Wie ist das für dich, nach all´diesen Jahren? Singst Du diesen Song (und andere, wie „Catch me Ißm falling“) immer noch mit totaler Passion?

David: Ich habe es wirklich genossen, die Songs der ersten beiden Alben zu spielen. Ich hatte „Heartland“ über 20 Jahre nicht mehr gespielt. Es ist nicht einfach zu singen und sehr emotional. Genau wie „Angel“ und „Catch me“. Es ist ein solches Privileg, die Zuschauer die Probleme der Welt für drei Minuten vergessen zu sehen. Ich liebe meinen Job.

SiN: Eine Frage, die ich stellen muss (vielleicht bereits von vielen Menschen vorher gefragt): Seit ich das erste Mal „Send Me An Angel“ gehört habe war ich berührt von den Zeilen „Empty dreams can only disappoint in a room behind your smile“. Dieses Bild ist so eindrucksvoll und hat mich nie wieder verlassen (Unter uns ;): Ich schrieb es in viele Tagebühcer über die Jahre!). Weißt du noch, was Dich dazu gebracht hat, diese Worte niederzuschreiben? Und bist Du bereit dass mit mir und den Lesern zu teilen..?

David: Empty dreams can only disappoint. Nun, ich bin nicht wirklich sicher, wo das herkam, aber ich habe oft über die Erfahrungen anderer Songwriter gelesen. Die Worte zu Angel waren in weniger als einer halben Stunde geschrieben, wie von jemand anderem. Ich musste sie nur so schnell wie möglich runterschreiben. Apropos Träume, sie sind das einzige, worin ich ein Experte bin. Ich tagträume schon mein ganzes Leben. Ich sollte ein Professor darin sein. Viele meiner Träume sind wahr geworden.

SiN: Außer den großartigen „alten“ Songs hast du auch neue gespielt. Du hast sogar dein neues Album „Sirens“ als Download-Link an das Tourpublikum verteilt, vielen Dank! Die digitale Veröffentlichung ist jetzt auch über I-Tunes und Spotify erhältlich? Planst Du auch eine reguläre Veröffentlichung auf CD?

David: Ja, wir hatten „Beautiful Monster“ und „Dream On“ im Live-Set. ich glaube, die leute waren angenehm überrascht von ihnen. Es wird einige CDs und Schallplatten später im Jahr via Mailorder geben. So ist das mit dem Musikbusiness heutzutage. Ich mag keine Downloads, aber ich wollte, dass die Leute die neuen Songs kennen. Objektiv betrachtet habe ich kostenlos 12 Monate Arbeit verteilt.

SiN: Das neue Album „Sirens“ (hier geht´s zur Review) ist sehr beeindruckend. Es beinhaltet sechs Tracks, aber der erste Track „Sirens“ ist rund 17 Minuten lang. Du selbst nennst es Prog-tronic: „Eine Art Konzeptstück, ähnlich der großen Prog-Alben der 70er“. Kannst Du mir etwas mehr zu diesem Track erzählen? Es ist eine Art Reise vom Meeresboden bis in das Weltall, das „Sirenen“ beinhaltet (von Meerjungfrauen bis hin zu echten Sirenen am Ende)?

David: „Sirens“ bin ich, der nun Spaß mit seiner Musik hat, ohne das jemand Hit-Singles von Real Life erwartet. Das erste Mal in meinem Leben bin ich sehr selbstsüchtig und machte ein Album für mich. Und ja, vom Meeresboden bis in das Weltall. Das ist, was passiert, wenn Du die Sirenen singen hörst. Und sogar mein lieber verschiedener Freund Ralph bellt am Ende der fiesen Sirenen!

SiN: Der Track „Sirens“ beinhaltet ebenfalls ein eingängiges metaphorisches Bild („There´s a hole in my soul where the rain gets in“). Du liebst das Spiel mit den Worten, Mr. Sterry? Ich bin neugierig, abgesehen von Sänger einer berühmten Band zu sein, bist Du auch ein Schriftsteller?

David: Ja, ich liebe das Spielen mit Worten und dem Daherkommen mit seltsamen Namen und widersprüchlichen Bedeutungen, aber ich würde mich niemals einen Schriftsteller nennen.

SiN: Live habt ihr auch den neuen Song „My beautiful monster“ gespielt. Du hast den Song mit den Worten eingeleitet, es wäre ein fröhlicher Song, der sich mi Depression beschäftigt. Der Track ist wirklich sehr tanzbar, wohingegen der Text einen zum Nachdenken anregt. Ist das Deine Intention, die Leute zum Denken und gleichzeitigem Genuss eines Songs zu bringen? Ist das Thema eine persönliche Angelegenheit für Dich?

David: Ich habe mein ganzes Leben schon Depression und Angstzustände, wie viele andere Menschen auch. Ich habe versucht, es zu verstecken, aber wenn ich auf der Bühne stehen und „My beautiful monster“ mit einem breiten Lächeln performen kann, dann fühlt sich jemand im Publikum wie ich vielleicht etwas weniger allein. Es macht so einen Spaß diesen Song zu spielen. Die Band liebt ihn.

SiN: Der zweite Song vom neuen Album, den ihr live gespielt habt, war „Dream On“. Ebenfalls eine sehr tanzbare moderne Electropop Nummer. „The thrill is gone, but life goes on, dream on“. Was möchte uns der Autor denn mit diesen Worten sagen?

David: Träume weiter.. gib niemals das Träumen auf. Der Kick ist weg, also träume weiter. Du fragst solche harten Fragen, Sibylle! 🙂

SiN: Ein weiterer interessanter neuer Song is „Here comes the spacemen“. Du hast eine große Affinität zum Weltraum-Thema, oder? Der Song erinnert mich ein wenig an „Hello spaceboy“ von David Bowie oder über-interpretiere ich das jetzt?

David: Here Come The Spacemen. Ich war sehr vorsichtig, den wunderbaren Mr. Bowie Song zu berühren. Ich habe immer „Thunderbirds“ (Anmerkung: englische Marionetten-Science-Fiction-Serie) geguckt, als ich jung war und viel Science-Fiction gelesen. Ich denke, es kommt daher. Aber das ist die Art, wie ich es sehe. Die Welt ist so damit beschäftigt, über Politik, Religion, Klimaänderung und die gierigen Reichen zu streiten, dass das einzige Mittel, uns zu einen ein Angriff vom Mars wäre. Daher die Zeile „“The world is asleep so come as you are”. Ich habe einfach nur Spaß…

SiN: Das nächste Mal bist Du anlässlich des 80er Specials in den Dortmunder Westfalen in Deutschland, zusammen mit OMD, Midge Ure und D:uel am 25. September 2020. Freust Du Dich darauf, die anderen Bands dort zu treffen? Genauso wie den großartigen Moderator Peter Illmann. Er hat mir wirklich das Leben in den 80ern mit der TV-Show „Formel Eins“ versüsst, ohne diese Show hätte es in Deutschland keine New Wave/ New Romantics/ Neue Deutsche Welle Musikdekade gegeben!

David: Ja, ich freue mich schon sehr auf die September-Show. Es ist ein großes Privileg mit all´diesen Leuten, von denen ich ein großer Fan bin, zu arbeiten. Und ich hatte eine tolle Zeit im Gespräch mit dem legendären Peter Illmann letztes Jahr in Bochum. Ich lebe in Melbourne, Australien und er sagte, es wäre seine Lieblingsstadt.

SiN: In ein paar Tagen geht es zurück nach Australien? ich möchte mein tiefstes Bedauern angesichts der schrecklichen Naturkatastrophe, die Dein Land erleben muss, ausdrücken. Ich hoffe sehr, die Regierungsstellen bekommen es in den Griff. Möchtest Du die dortige Situation kommentieren?

David: Danke für Deine Gedanken zum Australien-Desaster, Es war grauenhaft und herzbrechend. Lasst uns hoffen, die dämliche Regierung lernt daraus.

SiN: David, vielen Dank, dass Du Dir Zeit für meine neugierigen kleinen Fragen genommen hast. Alles Gute für Dich und Deine Band. Ich hoffe, Euch bald wiederzusehen!

David: Und ich sehe Dich im September. Danke für Deine Fragen.
(SiN)

Kategorie: Interviews
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