Das 80er Festival am 18.05.2019, RuhrCongress Bochum – Grandioses 80er Revival mit top gelaunten Stars!

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Real Life, Thompson Twins, Propaganda, Ultravox, The Human League – wer in den Achtziger Jahren für diese Musikgruppen geschwärmt hatte, durfte sich am Samstag, 18.05.19 auf ein großartiges Line-Up mit eben diesen Gruppen (bzw. Ihren rechts-legitimen Nachfolgern) freuen. Wie (und ob) die fünf hervorragenden Künstler bzw. Musikgruppen dann bei erstklassigen Licht- und Tonverhältnissen auf der Bühne des RuhrCongress Bochum ablieferten, erfahrt Ihr hier!

Die Achtziger Jahre und ihre facettenreiche Musik, kaum jemand jenseits der 30 schwärmt nicht sehnsuchtsvoll von diesen Zeiten. Als Sounds und Klangcollagen noch nicht nur am PC zusammengestrickt wurden, Bands ihre ganze Seele in die Songs packten und äußere Auffälligkeiten oder ausgelebte Gesellschaftskritik, wie bei Frankie Goes To Hollywood oder Culture Club, noch für riesige Skandale in der Presse sorgten. Ab und an ist es doch wirklich schön, in diese Welt einmal wieder eintauchen zu dürfen, findet ihr nicht?

Am Samstag, 18.05.2019 war das erfreulicherweise mit dem 80er Festival im RuhrCongress Bochum absolut möglich und nachdem man kurz vor Acht die Halle betreten hatte, musste man auch gar nicht lange warten!

Das Programm des gut bestückten 80er Events war straff durchgeplant, 20 Uhr ging es direkt mit der australischen Band Real Life los, The Human League als Headliner sollten dann um 23.15 Uhr die Bühnenbretter betreten. Ein Lob gleich vorneweg: Der Ablauf wurde fast perfekt eingehalten, der Umbau ging jeweils zügig vonstatten und Moderator Peter Illmann (Formel Eins) zeigte sich als mit den Bands gut vertrauter Moderator, der kurz und knackig die jeweils folgende Band ankündigte.
Leider zog es nicht ganz so viele 80er-Fans zur Veranstaltung, wie es dieses satte Lineup verdient hätte, allerdings lag der Veranstaltungstermin mit der Eurovision im Fernsehen und einer ähnlich gelagerten 80er/Wave-Veranstaltung in Oberhausen auch nicht gerade ideal. Gerade letzteres hätte nicht sein müssen, es ist immer wieder schade, dass es mit den Terminabstimmungen artverwandter Events so überhaupt nicht klappen mag, dabei nimmt man sich selber doch gegenseitig nur Fans (und somit auch Umsatz) weg?

Aber egal, zurück zum wirklich Wesentlichen, einem Musikgeschehen, das es wirklich insich hatte. Als erstes betraten pünktlich Real Life die Bühne und präsentierten in leider nur knappen 30 Minuten (ein straffer Zeitplan hat leider auch seinen Preis) ihr musikalisches Können. Wobei von der Ursprungsbesetzung ja nur Sänger David Sterry übrig geblieben ist.
Ganz in weiß (einschließlich weißem Haupthaar mit schickem Kurzhaarschnitt) zeigte sich der charismatische Frontmann von seiner besten Laune, berichtete, dass er einzig wegen dieses Auftritts einen über 30-stündigen Flug aus Australien in Kauf genommen habe.

Natürlich präsentierte er mit seinen Musikern die größten Hits der 80er-Erfolgsband, darunter „Babies“, „God Tonight“ und selbstverständlich „Send Me An Angel“. Ein schöner Auftritt, der viel zu schnell zu Ende ging. Offensichtlich gibt es aber neue musikalische Bestrebungen, man darf also gespannt sein!

In der Umbaupause zog es die Leute von Ihren Steh- und Sitzplätzen (Parkett und Tribüne waren recht gut besetzt) in das Foyer, wo man sich an Getränken und Speisen laben konnte. Leider war nirgends ein Merchandising-Stand zu sehen, nur ein Verkaufsstand mit blinkendem Kopfschmuck fand ab und an einen mitleidigen Abnehmer.
Schade, ein paar CDs, Shirts, Poster und Badges pro Band wären sicher gut weggegangen, man war ja gerade in guter Retro-Laune! Aber es ging ja zügig in der Halle weiter mit

D:uel! D:uel? Ja, so heißt die Nachfolgeband von Claudia Brücken und Susanne Freytag, aus den Achtzigern natürlich unter dem Namen Propaganda bekannt. Dieser Name darf aus rechtlichen Gründen nicht benutzt werden, warum also nicht auf einen ihrer größten Hits als neuen Bandnamen zurückgreifen?
Ganz klar war die Bühne bei diesem Auftritt dunkel gehalten, die Ladys betraten in schwarzen Kleidern und Stöckelschuhen die Bühne, auf der großen Leinwand wurde schwarz-weiße Kunst eingeblendet.

Selbstverständlich durfte man auch bei dieser Band, deren größte Erfolge unter der Regie von Frankie Goes To Hollywood-Produzent Trevor Horn entstanden, erleben: Dr. Mabuse und, selbstverständlich, Duel ließen den Zuhörer noch einmal lautmalerisch in ein leider schon lang vergangenes Jahrzehnt eintauchen.
Ein gelungener Auftritt mit Stil, „D:uel perform the music of Propaganda“ kann man übrigens im September diesen Jahres auch noch einmal in Berlin, Hamburg und, yipeeh, Bochum erleben.

Endlich sind die Kinder groß und wir „alten Achtziger“ können mal wieder vor die Tür; gut, das wir zum 80er Event gekommen sind, bei der Eurovision im Fernsehen würden wir ja nichts verpassen und wenn der deutsche Beitrag gewinnen sollte, lädt er uns alle auf ´nen Drink ein – Moderator Peter Illmann, der backstage wahrscheinlich eine tolle Wiedersehensfeier mit den Künstlern gefeiert hat (Neid!), hatte immer wieder einen guten Spruch auf den Lippen.
Aber auch für die auftretenden Künstler fand er immer ein paar nette Worte, so auch für Tom Bailey, aka Frontmann von The Thompson Twins.

Bailey hat nämlich in Neuseeland eine längere Schaffenspause eingelegt, dabei auch in erster Ehe mit Thompson Twins Sängerin Alannah Currie zwei Kinder groß gezogen. Der Künstler betrat mit drei feschen jungen Damen ebenfalls in weiß die Bühne. Weiß schien sich irgendwie zu einer Trendfarbe des Abends zu entwickeln, macht vermutlich einen frischen Teint :))!

Frische Energie hatten The Thompson Twins auf jeden Fall an Bord, denn hier wurde eine dynamische Bühnenshow und ein spring-lebendiger Sänger geboten, der mit viel Inbrunst alte Hits, wie Doctor Doctor, Hold Me Know und Lay Your Hands On Me, darbot, aber auch Songs seines 2018er Soloalbums „Science Fiction“ darbot. Sogar einen roten Ball zum Spielen gab es zwischendrin für das Publikum. Klasse Auftritt, machte auf jeden Fall Lust auf mehr – Mr. Bailey, wann und wo ;)?

Als Nächstes folgte nun einer der ganz Großen im Musikbusiness – und das bis heute: Midge Ure, vielen natürlich auch durch seine frühere Band Ultravox ein absoluter Begriff. Immerhin 45 Minuten gab es für ihn zum Spielen und in dieser Zeit wurde wirklich ganz großes Augen- und Ohrenkino geboten! Dieser Mann hat ja die E-Gitarre wie kaum ein anderer im Griff, intonierte seine großen Hits, wie Dancing With Tears in My Eyes, Hymn oder Vienna, zusätzlich aber auch noch vom Allerfeinsten.

Ein ganz besonderes Bonbon gab es von dem zwischen den Songs auch recht gesprächigen Sängers dann auch noch. Der Visage-Hit Fade To Grey stammt ja auch aus seiner Feder (wie übrigens auch Do They Know It´s Christmas!) und klingt auch aus seinem Munde sowie in einer rockigeren Variante einfach nur grandios!

Ein wunderbares Konzert mit vielen vielen Highlights – wer von Midge Ure nicht genug bekommen kann, sollte sich ja schon mal Tickets für die große Deutschlandtour im Dezember von „Midge Ure & The Band Electronica“ als frühzeitiges Weihnachtsgeschenk gönnen!

Zu guter Letzt wurde es aber dann noch einmal richtig spannend. Die Bühne wurde mit Podesten und futuristisch anmutenden Synthesizern in, logo, weiß bestückt.
Und dann betrat die New Wave Legende The Human League eine(r) nach dem anderen die Bühne. Die Herren Musiker in schwarzen Anzügen, die beiden Sängerinnen Susan Ann Sulley und Joanne Catherall in (zunächst) weißen 😉 Roben und dann kam auch er, Frontmann Philip Oakey. Ganz in, yeah, schwarz, mit langem Mantel und schwarzer runder Sonnenbrille. Und alle zusammen präsentierten eine unglaublich facettenreiche Show!

Insgesamt drei Outfitwechsel, alle Hits, die man sich nur wünschen kann (Don´t You Want Me?, Fascination, Human,..), kraftvoll und klanggewaltig inszeniert. Oakey flitzte voller Dynamik lächelnd über die Bühne und machte dabei auch optisch eine unglaublich gute Figur.
Der Typ soll 63 Jahre alt sein?! Den könnte man auf jedes Gothic-Festival stellen und er würde alle ach so tollen Szenehelden mit seinem Aussehen und dem warmen einschmeichelnden Gesang locker an die Wand spielen!

Doch auch die Ladies haben sich extrem gut gehalten und präsentieren sich in zeitloser Elegan. Schon alleine für die fixen Outfitwechsel braucht es auch eine sehr gute Kondition, alle Achtung!

Leider leider ging auch ihre volle Stunde Spielzeit, bei der manch ein Publikumsgast seine alten New Wave Tanzschritte gekonnt wieder auspackte, auch viel zu schnell dem Ende zu. Schnell, viel zu schnell strömten nach dem letzten Lied die Besucher aus der Konzerthalle.. haalt, schon mal was von Zugabe rufen und kräftig klatschen gehört? Natürlich wurden wir auch in diesem Fall erhört und die Band, extra für die Zugabe hatten sie sich noch einmal umgezogen, enterten noch einmal für zwei Songs die Stage.

Unser Fazit: Das war ein wunderbarer Abend voller Melancholie, aber auch Lebensfreude, wie man ihn musikalisch für Achtziger-Fans nicht hätte besser gestalten können. Licht und Ton waren klasse, die Wechsel zwischen den Bands gingen zügig vonstatten, besser kann es einfach nicht laufen. Okay, beim Publikum hätte es deutlich mehr sein dürfen, hoffentlich wird es aber dennoch eine Fortsetzung geben und dann vielleicht mit weniger Konkurrenzprogramm in der näheren Umgebung.
Erste Vorschläge hat ein Fan direkt auf der Veranstaltungsseite auf FB ja schon gemacht: A Flock Of Seagulls, ABC, Blancmange, Heaven 17, Howard Jones, Holly Johnson, dem ist eigentlich nichts weiter hinzuzufügen :D!
(SiN)

Kategorie: Foto-Berichte
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