Wie eine Challenge das Leben einer ganzen Band verändert: Dark Divine – Halloweentown (CD)

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Dark Divine ist eine US-amerikanische Band aus Florida, die sich im April 2021 gegründet hat. So lange existieren sie also noch gar nicht, und letzten Oktober haben sie bereits „Halloweentown“ veröffentlicht, nur waren sie bis dato vollkommen unbekannt….. bis zur „Motionless in White Masterpiece-Challenge“. Und wie schön, dass wir sie entdeckt haben! Ähnlich wie 2 Shadows (siehe Rezension) hat die Band bzw. ihr Sänger Jason Thomas den Umweg über Social Media genommen und in dem Fall war es eine Song-Challenge, die Chris Cerulli von Motionless in White persönlich ins Leben gerufen hatte: Nämlich, den Song „Masterpiece“ zu performen und das Video zu posten.

Gesagt, getan. Jason Thomas macht es und wird schlagartig der kompletten Motionless-in-White-Fangemeinde bekannt (in der ich mich ja selbstredend auch tummle, denn sonst würde ich Dark Divine niemals über den Weg gelaufen sein!). Nicht nur, weil er unverschämt gut aussieht (was bestimmt beim einen und vor allem der anderen nicht unmaßgeblich war….), sondern vor allem, weil er die Challenge einfach nur perfekt abliefert. Und jeder so: WER IST DAS? Und jeder so: What? Dark Divine???? Was ist das für ne Band? Ich natürlich auch. Und wenn ein Song von ihnen gleich auch noch Halloweentown heißt, dann hat man natürlich gleich die ganzen Metalcore-Freaks im Umkreis von Motionless in White eingefangen. Und da wir eine besonders tolle Gemeinde sind, wird nicht gedisst, sondern gefreut, dass MiW offenbar einen kleinen, aber nicht unbedeutenden Ableger hat, nämlich Dark Divine. Denn man kann nicht genügend coolen Metalcore dieser Kategorie haben!

Zufällig veröffentlichte Dark Divine ihre Debut-EP leider…. am gleichen Tag wie Slipknot ihr neues Album. Sprich, es ging komplett unter, auch bei mir, deshalb tauchte ich nach einer Woche Slipknot wieder auf mit dem Gedanken „Moment, war da nicht noch was?“. Und hörte endlich in das Debut von Dark Divine rein, das den gleichen Titel trägt wie die bereits vorab veröffentlichte Single: „Halloweentown“.

Interessant übrigens, dass ich auf Amazon Music Dark Divine nicht gleich finde, dort firmieren die Jungs unter „The Dark Divine“ und haben schon sagenhafte 200 Follower. Leute, auf, folgt ihnen!

Die EP „Halloweentown“ umfasst 7 Songs mit insgesamt 24 Minuten Spielzeit. Das fällt aber irgendwie gar nicht ins Gewicht, weil man spontan mehrere Songs auf Endlos-Repeat stellen möchte, doch dazu gleich mehr.

Leider beginnt die EP mit „Run away“. Leider deshalb, weil hier bereits der Song als Opener kommt, der für mich persönlich eigentlich der Schluss-Song hätte sein sollen. Warum? Ganz einfach. Das Beste kommt zum Schluss. Jungs, das macht man nicht, gleich das Goldstück am Anfang! Die Dramaturgie müsst ihr noch bisschen üben, aber…. ich kann meine Begeisterung kaum zügeln. Ich bin stundenlang über diesen ersten Track nicht hinweggekommen, weil ich ihn wirklich stundenlang gehört habe! Dabei habe ich lautstark Begeisterungsäußerungen von mir gegeben (wie: YEAH, oh YEAH! Oder YEEEEEES! Oder BOOOOOAHHH!), denn dieser Song ist so rund und so gelungen, da hat man Gänsehaut ohne Ende, wenn man nur ein bisschen auf Metalcore steht.

Der Chorus ist so was von melodisch und eingängig und unüblich und boooooaaaah, dass er mich schlussendlich im Traum verfolgte… Und sie legen eine Bridge hin (die bisschen an Cyberhex von MiW erinnert – eine Roboterstimme, aber das ist offenbar gerade „in“…) und in einem derartig brachialen Breakdown endet, in der Jason ultradämonisch kreischt, dass ich den Song allein deshalb stundenlang hören könnte! Ich bin ja so ein Fan von Brachial-Breakdowns, und Dark Divine hauen gleich beim ersten Track einen raus, dass du danach echt nicht mehr weißt, ob Tag oder Nacht ist.

Anspieltipp. Egal, ob ihr das Album ganz hört oder nicht, DEN Song müsst ihr hören!

Apropos Dramaturgie. Als zweites kommt dann „No escape“ (mit Verstärkung von Ricky Armellino von Ice Nine Kills). Ebenfalls ein Song, der durchaus von Motionless in White persönlich sein könnte – „Lalalalala….“, hier haben wir ein bisschen geklaut, nicht wahr? Aber egal! Auch das ein Hammerteil, auch der Song gehört nicht an diese Stelle im Album, das wäre jetzt ein möglicher Opener gewesen, für mich auf jeden Fall ein Song, der stark an die Reincarnate/Disguise-Zeit von Motionless erinnert, aber ich beschwere mich nicht, wie bereits erwähnt, wir MiW-Fans lieben Dark Divine, DAS ist der Grund. Es ist nicht nur eine MEGA-Kopie, sondern eine SEHR gute Band, die sich ihre Inspiration holt, und zwar ohne es zu verheimlichen. Auch die Collab mit Ricky Armellino von INK zeigt ja in die Richtung, haben MiW ja schließlich auch einen Musiker von INK übernommen (Justin Morrow). Man kennt sich, man mag sich, man geht zusammen auf Tour, klar, dass man ähnliche Musik macht, und das ist auch gut so!

„Your Ghost“, Track Nummer 3, kommt auch nicht gerade balladesk daher, aber nicht ganz so überzeugend wie die beiden ersten Tracks. Trotzdem kein wirklicher Ausfall, aber zumindest für mich kein Potential für Endlosschleife.

Beim 4. Track, „Circles“, haben Dark Divine wieder großes Kino im Gepäck. Der Song beginnt fast leise, um sich bis zum Chorus dann aber extrem zu steigern. Der Chorus ist rhythmisch interessant, die Synkopen verschleppen das Tempo, ohne es wirklich zu stoppen. Hier haben sie wieder einen coolen Breakdown, inklusive dämonischem Geschrei, kreiert, just LOVE it!!!!

„Dead“ beginnt mit Piano und genau fünf Sekunden denkst du: „Ballade“, bevor Jason wieder in einem höllischen Scream explodiert, flankiert von fieser Bassline. Der Song spielt mit Gegensätzen, leisen Passagen und explodierenden Screams, aber er hat tatsächlich keinen einprägsamen Chorus! „This life is getting chaotic“ ist eine Zeile, die sich jedes Mal in mein Ohr drängt, und „I’m sick and broken and nothing but a shadow“. Hier geben sich Dark Divine ein bisschen emo, und wenn ich „Dead“ als Ganzes sehe, dann ist das leider der schwächste Song des Albums, denn er ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Vielleicht hätte das ‘ne Ballade werden sollen, aber so ganz ist es das nicht geworden. Whatever. Wir haben ja noch was vor uns…!

Track 6., „The Fear“: Fängt gleich mal gut an, Jason schreit uns sofort an und so geht’s weiter. Der Chorus kommt überraschend melodisch daher und sieht mich innerlich Feuerzeuge schwenkend, fast hymnisch. Ein runder Song, mit Scream-Strophen und einem wunderschönen Chorus, hach. Der Song hat mich. Inklusive Gänsehaut. Und dann legen sie noch einen kleinen Breakdown hin, der nicht die Brachialität aufweist wie zum Beispiel bei Run away, aber das hätte auch nicht gepasst. Dafür eine Instrumental-Bridge, die den Song versöhnlich ausklingen lässt.

Aber der Schlusssong…… Er gibt dem Album seinen Namen und Dramaturgie hin, Dramaturgie her, gut, der Song passt auch hier her! Er beginnt mit einem fetten BLEGH!!! und wie wir das lieben, wir Metalcore-Freaks, das zeigt sich daran, dass sich einige von uns tatsächlich schon BLEGH! unter die Haut ritzen ließen! Ich fürchte, ich muss das auch noch machen.. 😉 So fängt der Song an (und ich spoilere, so hört er auch auf!) und BLEGH! ist IMMER ein guter Anfang, ein Song, der mit BLEGH! anfängt, kann nicht schlecht werden, das ist Gesetz!

In diesem Sinne: BLEGH! und los geht’s! Der Text handelt von einer Party „6 feet under“, an Halloween natürlich, und ja, das sind die Lyrics, die wir hören wollen! Geister, Vampire, Werwölfe, her damit, und Dark Divine bedienen uns in „Halloweentown“ mit dem kompletten Package. Geiler, geiler Song, toller Chorus, die klare, hohe Stimme von Jason dominiert den Song, und er zeigt alles. Er screamt, er stöhnt, und ja, BLEGH! – er kann’s einfach, und ich bin highly begeistert und lass den Song auch mal ein paar Mal in Wiederholung laufen und pack ihn auf meine Halloween-Playlist. Der Breakdown kündigt sich an wie ne Achterbahn, wenn der Wagen hoch gezogen wird, und du weißt, jetzt gleich geht’s los….. und so ist es. Ja, was soll man da noch sagen, außer BLEGH!?

Fazit: Debut-Album einer Band, die jeden begeistern wird, der Motionless in White mag, von 7 Songs kein einziger wirklicher Ausfall, aber 3 echte Metalcore-Hymnen (Run away, No Escape und Halloweentown). Keine Ballade, geile Breakdowns, toller Gesang, hammer Melodien, mega Screams, dämonisches Kreischen, also wenn das jetzt schon so los geht, dann prophezeie ich denen eine große Karriere, innerhalb derer sie sicherlich auch ihren eigenen Weg finden werden. Bis es aber so weit ist, freue ich mich, dass ich noch mehr Musik im Style von MiW hören darf und feiere Dark Divine dafür, dass sie so cool abgeliefert haben. Bitte mehr davon!
(Mika Raven)

Anspieltipps: Run away – und wenn ihr über den Song hinwegkommt, vielleicht noch No escape und Halloweentown, aber ihr werdet bei Run away kleben bleiben, wetten?

VÖ: 30.9.22

Label: InVogue Records

Kategorie: CDs & DVDs
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