Helene Sommerfeld, Die Ärztin – Teil 1: Das Licht der Welt (medizin-historische Unterhaltung)

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Im Jahr 1876 rettet Ricarda, die 13-jährige Tochter einer Köchin und eines Gärtners, die Tochter des Grafen von Freystetten nach einem Einbruch ins Eis. Zum Dank für die Rettung nimmt die Schwester des Grafen, die Ärztin und Komtess Freystetten, das junge Mädchen als Mündel an. In Berlin soll sie eine gute Schulausbildung erhalten. Ricarda lernt schnell die zwei Seiten der Stadt kennen, auf der einen Seite die „bessere Gesellschaft“, auf der anderen Seite Armut und Krankheit. In ihr reift der Wunsch, eine Ärztin für die Armen zu werden. Kann die aus einfachem Haus stammende Ricarda dieses große Ziel mit Hilfe der undurchschaubaren Komtess erreichen?

Mein Leseeindruck:

Heidi, Nesthäkchen, Trotzkopf, schon von Klein auf habe ich mit historischen Elementen gespickte Mädchenromane geliebt, dieser in der heutigen Zeit von einem Berliner Ehepaar unter dem Pseudonym Helene Sommerfeld geschriebene historische Unterhaltungsroman erinnert mich zunächst stark an diese Art von zeitgenössischer Literatur. Ein junges und zunehmend selbstbewusster auftretendes Mädchen aus einfachen Verhältnissen erobert sich eine völlig neue Welt. Der Fokus dieses Romanauftakts, der zweite Teil erscheint Ende 2018, liegt aber deutlich auf der Rolle der Frau Ende des 19. Jahrhunderts und der Entwicklung im Bereich Medizin. Hier erfährt man beim Lesen einige überraschende Informationen, die man bis dato so noch nicht wusste. So gab es 1880 bis 1919 ein Lehrerinnenzöibat, den Frauen war es verboten, Ehe und Beruf miteinander zu vereinbaren. Natürlich gab es für die Herren der Schöpfung 😉 so ein Verbot nicht..
Die ebenfalls erwähnte sogenannte „Volkerschau“, bei der Menschen aus anderen Kulturkreisen, wie beispielsweise Afrika, im Zoo zur Schau gestellt wurden, war mir hingegen schon bekannt, die Vorstellung entsetzt mich aber nach wie vor.

Der Roman ist flüssig und mitreißend geschrieben. die Kombination aus Unterhaltungsroman, gepaart mit spannenden historischen (Medizin-)Fakten entspricht genau meinen persönlichen Erwartungen an gute Unterhaltung. Das Autorenpaar hat sich offenkundig tief in die Materie hineingekniet und dabei selber jede Menge Anno Dazumal Absurditäten gefunden, denn passend zu diesem Roman ist noch ein kleines Büchlein mit dem ironisch gemeinten Titel „Wie man Kopfschmerzen mit dem Holzhammer vertreibt – Die kleine Hausapotheke“ erschienen, Rezension folgt hier im Anschluss!

Spannender, flüssig geschriebener Lesestoff für Fans nostalgischer Erzählungen.
Als edel gebundenes Buch würde es mir noch besser gefallen, aber als bunt bedrucktes,  broschiertes Taschenbuch zum kleinen Preis sind die Absatzchancen vermutlich deutlich besser. Lesenswert!
(SiN)

Rowohlt Taschenbuch Verlag
Taschenbuch, 560 Seiten
ISBN: 978-3-499-27399-5
VÖ: 24.04.2018
€ 9,99
www.droemer-knaur.de

Kategorie: Bücher
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