Nicht ganz NORMAL – die monatliche Glosse mit einem etwas anderen Blick(winkel) auf die Welt (April 2018)
„Black is beautiful“ – dieses Motto war jahrzehntelang meine Devise. Schließlich beinhaltet Schwarz ja wirklich die Facetten aller Farben, man kann damit optisch ein deutliches Statement setzen, sich von Normen und NORMalität ein Stück weit absetzen. Amüsiert blickte ich als Jungs-Mami immer auf die klassischen Mädchenmuttis, die ihren weiblichen Nachwuchs in pinkfarbene Kleidchen und rosa Lackschühchen steckten. Wie kann man nur, dachte ich, kein Mädchen sucht sich doch wirklich instinktiv Rosa aus! Lila, okay, das ist vielleicht noch tolerierbar, ist immerhin recht dunkel und als Accessoire zu einem ansonsten monochromen Schwarz-Outfit ja auch ein flotter Hingucker – aber Pink, Magenta oder gar, ihhh, Babyrosa, das geht ja nun mal gar nicht!
„Was ist bloß aus meinen radikalen Farbansichten geworden?“
Dieser Gedanke schoss mir heute angesichts einer fürwahr entsetzlichen Premiere durch den Kopf. Erstmalig war es mir gelungen, die Wäschetrommel ausschließlich mit rosafarbenen Farbnuancen zu füllen! Hellrosa Schlüppis, brombeerfarbene Hosen, fliederfarbene T-Shirts, dazu einige pinke Badetücher, schon war die Ladung voll. Warum, wieso, ganz klar: Natürlich haben sich meine Söhne nicht plötzlich für einen derart farbenfrohen Kleidungsstil entschieden (alleine die Visualisierung eines solchen Grauens lässt mich dann doch noch erschaudern!)! Ein kleines Mädchen hat auf leisen Füßchen (sicher in pinken Pantöffelchen) irgendwann Einzug bei uns genommen.. Alles begann mit, klar, lila. In der Schwangerschaft entwickelt sich bekanntermaßen ja der Nesttrieb und ich begann mal wieder, DIY steckt doch in uns allen, zu stricken. Schwarz fürs Baby muss ja nicht gleich sein, ein lila Mützchen oder ein paar altrosa Babyschühchen, da wird die Kleine doch sicher süß drin aussehen? Die gerissene Oma sah endlich ihre Chance gekommen, die ersten zartrosa Babystrampler kamen dann auch flugs ins Haus. Seufz,man will die eigene Mutter ja nicht kränken und die Kleine sah ja auch wirklich niedlich drin aus.. Zwar war sie auch im immerhin schwarz-weißen Zebra-Strampler ein toller Hingucker, doch ein Farbtupfer in Form von einem rosanen Mützchen gab dem ganzen noch den richtigen Pepp, fand auch der tierstreifenfeindliche Vati. Je älter sie wurde, desto mehr stellte ich fest, ein zartes Rosa, ein munteres Flieder, das stand ihr einfach ausgesprochen gut! Ein Blick in ihren Kleiderschrank (und in ihr Zimmer allgemein) zeigt heutzutage ein buntes Potpourri an Farben – wobei, ich gestehe, die rosa Farbdominanz dann doch schon frappierend ist..
Seufzend startete ich die Waschmaschine. Zukünftig wird es also neben den typischen Schwarze- und Weiße-Wäsche-Ladungen nun wohl auch immer mal wieder die Heute-Nur-Rosa-Runde geben. Das ist dann auch im Interesse meiner Söhne, die schon öfters anklagend ein zart in Rosé gesprenkeltes Sport-Shirt, einst unschuldig weiß, vor meine Nase hielten. „Wie konnte es nur passieren, das Rosa meine schöne, dunkle Welt übernimmt? Das war doch nie mein Ding“, seufzte ich und steckte mein mediumvioletred gefärbtes Haar mit den schicken Orchid-farbenen Skull-Haarspangen hoch und zog mir die Lippen nicht ganz so dezent mit Lavenderblush nach…
(SiN)