Dead Can Dance -Dionysus (CD)

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Endlich! Sechs Jahre nach ihrem letzten gemeinsamen Studioalbum „Anastasis“ präsentieren Lisa Gerrard und Brendan Perry ihr mittlerweile neuntes Studioalbum. Vor vielen vielen Jahren, wie viele wird hier nicht verraten ;), stellten Dead Can Dance neben The Sisters Of Mercy meine ersten Schritte in gothische Musikwelten dar. Klar war damals vor allem der außergewöhnliche Name ein großer Anreiz, der mich übrigens später bei Gothic-Family.Net zum bei Gothic-Vätern bis heute beliebten I´m D(e)ad!“-Shirt inspirierte ;). Doch was ich da vom ersten Moment an wundervollen, außergewöhnlichen Klängen und Gesängen des australischen Duos zu hören bekam, fing mich direkt ein und begeistert mich bis heute.

Kein Wunder also, dass mich das neue Werk, das aus zwei Akten und sieben Elementen (= Songs), die die verschiedenen Facetten des Dionysus-Mythos und Kults in musikalischer Form darstellen, völlig umgehauen hat!

Das sind einfach Dead Can Dance, das Wirken mit den vielfältigsten Musikelementen, von orientalisch Klängen, über australische Didgeridoos, urwaldartige „Tiergeräusche“ – hypnotisch, treibend und mitreißend! Man kann gar nicht anders als musik-sensitiver Mensch (ich wage es einfach mal mich als solcher zu bezeichnen) als auf diese Soundcollagen, die jedoch immer als typisch DCD zu erkennen sind, körperlich zu reagieren und sich geistig einfach mal treiben zu lassen. Obwohl diese Musik treibend und facettenreich ist, breitet sich Ruhe und Gelassenheit in meinem Kopf aus.

Die Scheibe ist spannenderweise in zwei Akte aufgeteilt. „Act 1“ besteht aus den drei fast rein instrumentalen Stücken „Sea Borne“ mit Nympen-artigem Chor im Hintergrund, dem mein Herz zerreißendem „Liberator Of Minds“, das mit typischem DCD-Spinett und gutturalen Ausrufungen von Lisa Gerrard aufwartet und dem verführerischen „Dance Of The Baccantes“, ebenfalls mit einer beschwörenden Lisa sowie weiteren weiblichen Stimmen im Hintergrund.

„Act 2“ setzt gegenüber dem ersten Akt vermehrt auf Gesang, so schmeichelt sich Brendan Perry mit seiner beeindruckend starken Stimme mit Untermalung durch Lisa Gerrard im Hintergrund auf „The Mountain“ in meine Gehörgänge (auch mal mit Glöckchenklingeln einer Ziegenherde im Hintergrund ;)), auf „The Invocation“ ist Lisas Stimme mit Chor zu vernehmen, wobei dieses Stück wunderbar an ganz frühe Werke dieser musikalischen Magier erinnert.

„The Forest“ präsentiert Perry fast schon fröhlich, musikalisch ist dieser Track fast der am einfachsten gehaltene, das Keyboard dominiert. „Psychopomp“ entführt uns wieder in den Urwald, Perry singt dabei ruhig, beschwörend, von Lisa eindrucksvoll untermalt. Ob die verwendeten Sprachen real oder der Fantasie der beiden entsprungen sind, kann ich leider nicht sagen, spontane Recherchen meinerseits gaben darauf noch keine Antwort.

Es gab natürlich hier und da im Netz Genörgel über die Länge dieser Platte  und dem gegenüber dem letzten Studio-Album doch deutlich weniger Mainstream-konformen Inhalt. Also Leute, wirklich, das sind Dead Can Dance, die unterliegen keinen seltsamen Normen und das, was sie auf dieser Platte geschaffen haben, ist wie immer absolut einzigartig! Wieso hätten sie, wie es viele andere Bands (oder deren Plattenfirmen) gerne tun, irgenwelche Lückenfüller-Song in diese Perfektion dazwischenquetschen sollen? Absurde Vorstellung (ich muss mich schütteln).

Ich freue mich total auf die Live-Präsentation dieser Songs auf ihrer in Kürze beginnenden Europa-Tour „Dead Can Dance – A Celebration – Life & Works 1980 – 2019“!
(SiN)

Anspieltipps: Liberator Of Minds, The Mountain, The Invocation
Erscheinungsdatum : 02.11.2019
Label: Pias Recordings (Rough Trade)
Internet: https://www.deadcandance.com/

Kategorie: CDs & DVDs
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