Anne Rice – Das Geschenk der Wölfe (Dark Fantasy)

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Der aus wohlhabendem Hause stammende Jung-Journalist Reuben reist zu einem alten Herrenhaus an der nordkalifornischen Küste, um einen Artikel über das Anwesen vorzubereiten. Der Besitzer des faszinierenden Gebäudes mit vielen archäologischen Schätzen ist seit Jahren verschollen und seine Nichte Marchent will es nun veräußern. Reuben fühlt sich vom Haus wie von der älteren Marchent gleichermaßen angezogen. Nach einer Liebesnacht wird Marchent brutal überfallen und getötet. Reuben, der ihr zur Hilfe eilen wollte, wird durch ein merkwürdiges Tier schwer verletzt, überlebt aber. Die Mörder von Marchent attackiert das Raubtier jedoch tödlich. Reubens schwere Verletzungen heilen ungewöhnlich schnell und eines Nachts beginnt die Verwandlung in den Wolfmann..

Mein Leseeindruck:

Eines vorweg, nachfolgend wetze ich meine Krallen 😉 an einer Ikone! Normalerweise stelle ich hier ja nur Bücher vor, die mir gut gefallen. Denn mein Wunsch ist es ja, eine Kaufempfehlung mit meiner Review auszusprechen. Dieses Mal ist es leider nicht so..

Anne Rice ist eine meiner persönlichen Lieblingsautorinnen aller Zeiten. Neben den Vampir- und Mayfair-Chroniken habe ich auch ihre Einzelromane wie „Servant Of The Bones“ (fantastisch!) gelesen. Ich war sehr traurig, als sich die Schriftstellerin ausgerechnet aus christlichen Glaubensgründen (!) von dem dunklen Genre zurück gezogen hatte. Das ein neuer Werwolf-Roman zunächst auf Englisch erschienen war, hatte ich nicht mit bekommen. Als ich die Info vom Buchverlag über die deutschsprachige Ausgabe erhielt, war ich entzückt und bat begeistert um ein Rezensionsexemplar. Und bin nun abgrundtief enttäuscht.
Mit der Figur des schwerreichen 23-jährigen Reuben, den alle mögen, dem alles zufällt, der Geld ohne Ende ausgeben kann, kann ich mich überhaupt nicht identifizieren. Das ist kein Lestat, Armand oder Louis, die einen durch ihre unterschiedlichen Charaktere mit tiefgreifendem Hintergrund beeindrucken. Direkt auf den ersten Seiten betrügt er seine Freundin mit einer älteren Frau, deren Charme sich mir nicht erschließt. Seiner Freundin ist es dann später aber auch eigentlich egal, sie hat ihn ja auch schon mal mit ihrem Ex betrogen. Who cares? Der tödliche Angriff auf Marchent wirkt extrem inszeniert und eigentlich unsinnig. Die ersten Morde, die Reuben als Werwolf begeht, werden durch die Bösartigkeit der Opfer gerechtfertigt. Soweit so gut. Aber muss dafür wirklich so etwas widerliches wie die Frau, die zwei alte Verwandte unter anderem mit Fäkalien quält, deutlich beschrieben werden? Entschuldigung, ich persönlich finde das total niveaulos – und habe danach das Lesen auch abgebrochen. Ach ja, inhaltliche Fehler sind mir auch aufgefallen, wenn man einerseits als Werwolf den Mond durch Wolken sehen kann, wieso muss man dann andere fragen, ob zufällig Vollmond war? Häh?
Ganz ehrlich, ich erkenne so gut wie gar nichts von Anne Rice in diesem Roman wieder, da tauchen ein paar uralte Artefakte auf, das Anwesen und seine Umgebung wird recht wortgewandt beschrieben – das war es auch schon.
Nun muss ich sagen, ich habe bis dato die meisten Rice-Romane auf Englisch gelesen, könnte die deutschsprachige Übersetzung hier auch einige Probleme verursacht haben? Vermutlich versuche ich selbst jetzt noch, meine Ikone zu retten..Mich irritiert, dass es durchaus viele positive Stimmen zum neuen (englischsprachigen)Roman gibt – zu meiner Erleichterung aber auch ein paar ähnlich negative wie meine!

Also, wer Anne Rice liebt und etwas Richtung Chronik der Vampire oder Mayfair-Saga erwartet, sollte diesen Roman hier mit Vorsicht angehen – oder gleich lieber in den alten Geschichten schmökern!

(SiN)

Rowohl Polaris
broschiert, 656 Seiten
ISBN 978-3-499-23860-4
€ 15,99
VÖ: 01. Juli 2013
Verlags-Homepage: http://www.rowohlt.de

Kategorie: Bücher
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