Nur 12 Jahre nach dem erstmaligen Auftauchen des Aethers haben sich bereits viele Personen mit dieser mysteriösen Substanz auseinander gesetzt, im deutschen Kaiserreich gibt es gar ein Amt für Aeterangelegenheiten. Phantastische Erfindungen machen von sich Reden.. aber auch die Kirche hat zum Aether und den Verdorbenen ihre ganz eigenen Ansichten.
Auch die Hauptfiguren dieses Romans haben mit dem Aether schon ihre Erfahrungen gemacht, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Zum Jahreswechsel treffen sie sich eher zufällig im abgelegenen Hotel Waldesruh tief im Schwarzwald. Die einen, um besagten Jahreswechsel zu zelebrieren, die anderen, um eine Glashütte zu kaufen.
Ein Mord in der Glashütte bringt beide Seiten der Besucher des Hotels Waldesruh dazu, sich miteinander zu beschäftigen. Wer hat welche Ziele, welche Rolle spielt eine Prophezeiung?
Mein Leseeindruck:
Die Umschlaggestaltung hat sofort mein Interesse geweckt, eine verschneite Tannenwald Landschaft im Mondlicht getaucht … das Geweih im Vordergrund. Das gemeinsam mit dem Titel wirkte schon einmal vielversprechend, weckte Hoffnung auf eine Interessante Lektüre.
Der Roman spielt im kaiserlichen Deutschland, zum Jahreswechsel 1912/13. Die Autorin versteht es vorzüglich mit teilweise archaisch anmutendem Vokabular, einem lockeren, bildhaften Schreibstil und unter Einsatz von regionalen Dialekt, den Leser in diese Epoche zu transportieren. Erscheint mir auch gut recherchiert zu sein! Damalige Errungenschaften, verwoben mit regionalen Sagen und natürlich mit der Charakteristika des Steampunks. Macht Spaß zu lesen, und lässt ein paar (typografische) Fehler im Buch schnell vergessen…
Herrliche Begegnungen unterhalten hervorragend, zum Beispiel zwischen Minerva und ihrer Mutter, die ihren Adelsstatus gerne hervorhebt. Geheime Erfindungen, ein Geistlicher und das Militär, dessen Hauptmann Minervas Herz höher schlagen lässt, tun ihr übriges dazu. Mit Blick auf den herannahenden 1. Weltkrieg, wie mögen sich all diese Wege und Ereignisse in dieser Parallelwelt entwickeln?
Ich muss gestehen, es war mein erster Steampunk Roman. Doch die gelungene Verwebung von bekannten Dingen mit phantastischen Elementen ließ mich das schnell vergessen. „Waldesruh“ hat mich abgeholt und eintauchen lassen, man muss wirklich kein Szenekenner sein, um diesen Roman zu verschlingen. Kann somit nur sagen: Echt lesenswert! „Waldesruh“ bietet spannenden, wunderschönen und winterlichen Lesestoff! Mit „Glasberg“ und „Rheingold“ sind übrigens bereits die beiden Fortsetzungen erschienen, Rezensionen werden folgen!
(Dewaint)
Verlag: Edition Roter Drache
Taschenbuch, 290 Seiten
ISBN: 978-3-939459-842
€ 14,00
VÖ: 01.10.2014