Manche Künstler stagnieren in Ihrem Tun und manche werden über die Jahre immer besser. Zur letzten Klasse gehört definitiv Rudy Ratzinger mit seinem neuesten Werk „Bulwark Bazooka“! Was für ein grandios vielschichtiges Werk!
Beim Anblick des frivol-düsteren Covers des Sonderformat-Digipacs musste ich aber erst mal wieder schlucken. Da wird natürlich mal wieder gehörig mit Nazi-Symbolik gespielt. Aber provozieren gehört bei Rudy aber auch nun mal seit jeher zum Handwerk. Aber anders als andere Dauer-Provozierer kann Herr Ratzinger auch was. Die 10 Songs haben es ordentlich in sich. Natürlich gibt es ein paar kraftvolle Tanzflächenkracher mit Wiedererkennungswert wie den Opener „Rubber Corpse“, aber auch viele düster-melancholische Klangteppiche zum intensiven Eintauchen in die bizarren Klangkompositionen. Mit Aleta Welling ist auch eine harte weibliche Stimme, passend zum Booklet, auf einigen Tracks zu hören. Mit dieser Scheibe muss sich Wumpscut in keinster Weise hinter den großen Genre-Meister wie Skinny Puppy und Frontline Assembly verstecken. Hier wird nicht einfach 0815-EBM mit ein paar synthetischen Computerklängen und verzerrtem Gesang hingerotzt, hier wurden wirklich fantastisch anmutende Musik-Collagen mit unterschiedlichen Sounds und zahlreichen Samples kreiert.
Da erklingt auch mal eine schmerzende Geige in „Cross of Iron“ oder, absolut irre Mischung, ein Cembalo bei meinem Lieblingstrack „Heresy“.
Hervorragende Scheibe, das Beste, was ich seit langem aus dem EBM/Industrial-Bereich gehört habe! Hat mir wieder richtig Lust auf diese Musikrichtung gemacht. Kann man sich auch auf langen Autofahrten am Stück ohne Langeweile anhören, hier werden im Gegenteil die Gehirnwindungen richtig gefragt!
(SiN)
Anspieltipps: Cross Of Iron, Atrocity Dancer, Heresy, usw. :)!
VÖ: 18.04.2014
Homepage: http://www.wumpscut.com/