Helene Sommerfeld – Die Ärztin: Stürme des Lebens – Band 2 (medizinische Historiensaga)

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München 1890: Ricarda Petersen ist mittlerweile studierte Ärztin und hat den Münchner Brauereibesitzer Georg Kögler geehelicht, um so ein schreckliches Geheimnis vertuschen zu können. Dafür hat sie auf ihre große Liebe Siegfried Thomasius, der als Tropenarzt im Ausland weilt, verzichten müssen. Dank ihres reichen und sie über alles liebenden Ehemanns kann sie in München eine eigene Praxis eröffnen – wird dort aber nicht ernst genommen. Als eine Diphteriewelle die bayrische Hauptstadt erfasst, versucht Ricarda auf Basis ihrer Erfahrungen aus Berlin zu helfen, das neue Heilmittel halten ihre männlichen Kollegen allerdings für Humbug. Die Ärztin kämpft verbissen gegen den Standesdünkel und muss sich dann auch noch gegen einen Feind aus der Vergangenheit stellen.

Mein Leseeindruck:

Ich hatte mich sehr auf die Fortsetzung von „Die Ärztin“ gefreut, Teil 1 (siehe auch die Rezension zu „Das Licht der Welt“) hat mir hervorragend gefallen, auch wenn die persönliche Entwicklung am Ende des Romans allzu vorhersehbar war. Aber der Fokus auf die Rolle der Frau um die Jahrhundertwende, dann noch auf eine Person, die in der zunehmend weiterentwickelnden Medizin Fuß fassen will, war wirklich spannend und lebendig umgesetzt.

Ich habe den zweiten Band bis dato erst halb gelesen, hoffe aber sehr, dass dieser auch erneut den zeitgeschichtlichen Faktor vermehrt in den Mittelpunkt schiebt. Noch konzentriert sich der Roman stark auf das Familienleben von Ricarda, ihre zunehmend stärker werdende Liebe zu ihrem Mann Georg, die fehlende Empathie für das eigentlich ungewollte Kind und das, auch wieder etwas absehbare, jähe Ende des Familienglücks. Nun muss sich Ricarda aber auch gegen ihre männlichen Arztkollegen stellen, ihre Kenntnisse im Kampf gegen die Diphtherie durchsetzen – es könnte also zunehmend wieder spannender werden (ich werde berichten!). Ricardas große Liebe, Siegfried Thomasius, hatte zwischenzeitlich ihre beste Freundin geheiratet (was mir auch ein Stirnrunzeln verursacht hat), doch diese wurde auch von der Epidemie dahingerafft.. Wo der Roman beziehungstechnisch früher oder später hinwill, ist also auch klar. Aber da ist ja noch das dunkle Geheimnis (wer Teil 1 gelesen hat, weiß natürlich, wovon ich spreche), das ebenfalls erneut an die Oberfläche drängt..

Nicht ganz so stark wie der erste Teil, aber ich bleibe dran rund um die „Sternstunden der Medizin“, auch bzw. gerade aus der Sicht einer Frau in der Zeit von 1890 – 1914 mit Fokus auf Berlin (der TV-Mehrteiler liegt doch wirklich in der Luft, oder ;)?).
(SiN)

rororo
broschiert, 624 Seiten
ISBN 978-3-499-27400-8
€ 9,99
VÖ: 12. November 2018
Verlags-Homepage: https://www.rororo.de

Kategorie: Bücher
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