The Birthday Massacre – Sehnsucht nach den Kindheitsängsten!

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The Birthday Massacre sind wieder da, mit ihrem fantastischen 6. Studioalbum „“ (s. auch CD-Review) und einer immer noch großen Sehnsucht nach alten Kindheitsängsten wie Werwölfen und Schleimmonstern – warum und wieso erzählt euch Sängerin und Songwriterin Chibi im nachfolgenden Interview sehr anschaulich!

English version of the interview HERE

SiN: Hey The Birthday Massacre, Gratulation zu eurer fantastischen neuen CD HIDE AND SEEK! Sicherlich ist es eine spannende  Zeit, so ein neues Album zu veröffentlichen und aufgeregt auf die Reaktionen der Fans und der Medien zu warten?

Chibi: Hi! Ja, wir sind sehr aufgeregt. HIDE AND SEEK war ein Werk, hinter dem viel Liebe steckt, wahrscheinlich eine der intensivsten  Schreib- und Aufnahme-Erfahrungen, die ich je hatte und wir sind sehr gespannt auf die Veröffentlichung.

SiN: Der Albumtitel bezieht sich auf ein altes Kinderspiel (zu deutsch: „Verstecken“), scheint eine Art Einladung an das Publikum zu sein, oder?

Chibi: Ja (lacht). Aber auch die Idee, Dinge zu verstecken/sich vor Dingen zu verstecken kann sehr unheimlich sein. Obwohl also die Verspieltheit impliziert ist, ist dort definitiv auch eine dunklere Bedeutung vorhanden.

SiN: Meiner Meinung nach scheinen sich die Songtitel aufeinander zu beziehen, am Anfang zum Beispiel mit „Leaving Tonight“ und am Ende mit „The Long Way Home“. Ist dies nun eine Art Konzeptalbum? Erzählt ihr eine komplette Geschichte auf der neuen CD? Ein paar Details bitte :)!

Chibi: Ich würde nicht Konzeptalbum sagen, aber es sind definitiv ein paar durchgehende Themen präsent. Dieses Mal, beim Schreiben der Texte, bin ich sehr persönlich geworden. Ich bin immer schon an echten Verbrechen, ungelöste Fälle und sowas, interessiert gewesen. Da sind einige Bezüge zu diesem Mysteriösen, dem spurlos Verschwinden,  in den Songs. Und um noch mal auf das Verstecken von Dingen zurück zu kommen – auch die Idee von Dunkelheit in einer Person, die man so nicht sehen kann. Wie ein Monster, dass sich so versteckt, dass es eigentlich jeder sehen kann. Wir sind alle schon auf Menschen getroffen, die man meint zu kennen und dann findet man heraus, man tut es überhaupt nicht. Oder vielleicht sind wir selber diese Person – verstecken etwas vor den Menschen, die wir lieben. Für mich ist diese Platte sehr düster und romantisch.

SiN: Das ist euer 6. Studioalbum bis jetzt, alle konzentrieren sich irgendwie auf Kinder und Kindheit. Das scheint sehr wichtig für euch zu sein, versucht ihr eigene Erfahrungen aus der Kindheit aufzuarbeiten? Gute wie schlechte?

Chibi: Ich glaube es ist ein Rücksehnen nach diesen Zeiten, wo die Dinge noch so einfach erschienen. Es ist sehr einfach, Elemente aus deiner Kindheit zu romantisieren. Und für mich ist es, als ob ich zurück blicke und alles erscheint irgendwie verstärkt. Die Sonne schien heller zu scheinen, du konntest dich selber beim Spiel mit einem Grashalm unterhalten, du konntest dir Spiele ausdenken – und die Dinge, die dir Angst machten, schienen echt zu sein und überwältigend gruselig. Und nun, ist es so, du hast keine Angst mehr vor einem Monster unter deinem Bett mehr, du weißt, da ist keins. Aber du kennst den echten Horror in der Welt. Und das ist wie – ich würde alles dafür geben,wenn ich wieder in der Lage wäre, echte Angst vor einem Werwolf oder einem Schleimmonster oder sonstwas zu haben. Ich würde den Luxus, dass dies die einzigen Ängste wären, lieben.

SiN: Wieder (wir alle kennen „Blue“!) gibt es einen Track namens „Cover My Eyes“, der recht „entspannt“ und atomosphärisch startet – aber einen agressiven Nu Metal Part im Chorus hat (großartig, ich liebe es!). Ich denke, du liebst diese Momente des „Ausflippens, Chibi?
Und die Jungs, die dazu düster mit ihren Gitarren auf der Bühne herum laufen (siehst du,  euer visuelle Effekt hat mich erwischt!)?

Chibi: (Lacht) Ja, ich glaube wir alle haben solche Parts, auf die wir uns freuen, sie zu performen und die Dinge energiegeladen auf der Bühne zu halten. „Cover My Eyes“ war tatsächlich für einen Filmsoundtrack gedacht, das nicht abgeschlossen wurde. Daher war es zu der Zeit ein allein dastehender Song. Aber es endete damit, dass er nahtlos auf die Platte passte, was perfekt ist. Und ja, ich freue mich darauf, auf der Bühne „auszuflippen“ – aber dieses Mal muss ich vorsichtig mit meiner Stimme sein, ich hatte ein paar Probleme mit ihr, die ich nach so vielen Jahren Performance niemals erwartet hätte.

SiN: In den Medien werdet ihr als ein Musikprojekt mit Fokus auf visuelle Effekte beschrieben. Das zugrunde liegende Konzept ist es, Musik mit Styling, Kunst und Performance zu kombinieren.
Das ist sehr ambitioniert – warum ist euch das so wichtig? Warum nicht einfach „Musik machen und ein paar Konzerte geben“, wie es so viele Bands machen :)?

Chibi: Das ist so, weil unsere Interessen definitiv weit über die Musik hinaus gehen. Ich traf Rainbow, als wir beide auf dem College Kunstwissenschaft studierten.Meine Leidenschaft war schon immer das Zeichnen, Malen und Schreiben. Daher wurden diese Elemente ganz natürlich Teil der Band. Jeder in der Band hat ein anderes kreatives Streben, von dem wir begeistert sind und es ist ein großes Glück, dass wir die Band haben, um das auszuleben.

SiN: Lila scheint eure Lieblingsfarbe zu sein, oder? Ich mag das (schon mein Funkelglanz-Logo gesehen ;)?)! Das Artwork all eurer Alben fokussiert auf Variationen dieser Farben und da sind immer Kinder und Hasen..Was bedeuten euch diese Darstellungen? Und sind die Hasen gut oder böse..;)

Chibi: Lila ist die beste Farbe. Naja, die und blau (lacht). Und die Hasen sind gut. Ich denke, zu einer Zeit gab es mal ein Bild mit einem Hasen, dem Blut aus dem Mund tropfte. Ich denke, der Hase könnte böse gewesen sein. Aber meistens sind sie unsere Kumpels.

SiN: Ihr seid weltweit sehr bekannt innerhalb der Gothic Szene – euer Styling und Attitüde scheint perfekt die Ideale der „dunklen Szene“ zu verkörpern. Könnt ihr euch auch vorstellen mehr „normal aussehende“ (aber vielleicht mit einer weltoffenen Einstellung) Leute zu erreichen?Habt ihr gar solche Fans, vielleicht in euer Heimat Kanada?

Chibi: Ich glaube, obwohl wir defnitiv in die Gothic-Szene passen, hatten wir immer unterschiedliche Typen von Menschen, die zu unseren Shows kommen und Teil des Publikums sind. Raver, Metaller, kleine Kinder, ältere Leute – ich fühle mich glücklich, weil wir bei vielen verschiedenen Menschenschichten Anklang finden.  Und wir haben das immer geschätzt. Ich denke, innerhalb von Szenen – ich bin mir sicher, es gibt eine Menge Leute in der Gothic Szene, die finden, unsere Musik ist Mist. Du magst was du magst. Ich meine, hier bin ich, gerade jetzt trage ich meinen Totenkopf-Pulli und schwarze Strumpfhosen, und der letzte Song, den ich gehört habe, war „Green Grass and High Tides“, von dem ich denke, es ist ein wirklich guter Song. Trotz der Tatsache, dass es Country Music ist und „ist es Goths ERLAUBT Country Music zu hören???“ Hahaha!

SiN: Gibt es irgendwelche Träume, die ihr habt, vielleicht eine Kooperation mit Tim Burton 😉 oder sonst etwas?

Chibi: Im Augenblick ist mein Traum einfach das zu tun, was wir gerade tun, zusammen. Kollaborationen passieren und spannender Stoff taucht manchmal auf, aber – wie wir gelernt haben – die coolen Möglichkeiten sind nichts als Rederei. Die wahre Befriedigung und echte Spannung, kommt nun durch das Weitermachen,  voran zu kommen und gemeinsam Musik zu schreiben, die bei mir immer noch Gänsehaut hervorruft.

SiN: Ich bin mir sicher, ihr denkt an eine große (europäische) Tour, nun wo das Album veröffentlicht ist? Das muss Teil des Komplettkonzepts sein, oder:)? Schon irgendwelche Pläne, Termine, Bühnenkonzepte dafür vorhanden?

Chibi: Oh, wir würden es lieben. Es ist eine Weile her, seit wir unterwegs waren. Wir reden definitiv darüber. Gehen die finanziellen Aspekte dabei durch. Wenn es ans Touren geht, ist Geld das Begrenzende. Es klingt so abgedroschen, aber es ist wahr. Die Quintessenz ist, wir wollen wieder nach Europa. Wir versuchen zu prüfen, ob es finanziell möglich ist. Es ist sehr kostspielig!

SiN: Chibi, dankeschön für deine Zeit und alles Gute für euch! Ich freue mich euch möglichst bald wieder auf der Bühne zu sehen!

Chibi: Vielen Dank für das Interview. Es war großartig, mal wieder (sozusagen) mit dir zu reden!

Bandhomepage: http://www.thebirthdaymassacre.com/

(SiN)

Kategorie: Interviews
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